VW do Brasil –
Deutsche Technologie mit brasilianischem Temperament
Das Symbol für eine erfolgreiche, weltweite Expansion
Top secret läuft die Operation „VW do Brasil“ in einer unauffälligen, kleinen angemieteten Baracke in São Paulo am 23. März 1953 an. 50 Mitarbeiter starten dort mit der „handverlesenen“ Montage des legendären alten VW Käfer, der in Brasilien Fusca genannt wird, und des Kombi T2, in Deutschland als „VW Bulli“ bekannt. Ihre Arbeit ist so erfolgreich, und die Begeisterung für diese Modelle so groß unter den Brasilianern, dass sieben Jahre später, am 18. November 1959, VW sein erstes Werk in Brasilien, das Werk „Anchieta“ in São Bernardo do Campo einweiht.
Juscelino Kubitschek, der damalige Präsident Brasiliens, übernimmt höchstpersönlich die Einweihung dieses Werkes: und zwar in einem Käfer Cabriolet. In diesem Käfer fährt er durch das Werk und grüßt alle Beschäftigten. Bei der Mitarbeiterzahl 1959 erscheint das im Gegensatz zu heute in 2015 noch nachvollziehbar. Dieses Bild erlangt einen besonderen Kultstatus und gilt als „Geburtsurkunde“ der nationalen Automobilindustrie. Man kann sich kaum vorstellen, was für einen großen Einfluss diese Geste auf das brasilianische Wirtschafts- und Sozialleben ausgeübt hat. Dieser Auftritt des Präsidenten in dem VW-Käfer hatte so eine durchschlagende Wirkung, dass gleich alle drei damals existierenden TV Sender in São Paulo „Tupi“, „Record“ und „Paulista“ mit 5 Crews parallel Aufnahmen machten, genauso wie eine große Anzahl von Radiojournalisten und Zeitungsreporter Bericht erstatteten.
VW sollte diese entscheidende Bedeutung für die Entwicklung der brasilianischen Wirtschaft von der Pionierzeit bis zum heutigen Tag behalten. Die Marke liefert den Kunden sehr starke, haltbare und verlässliche Automobile, die den Anforderungen des Landes gerecht werden und perfekt für den Transport von Mensch und Gut sind. Diese Anforderungen waren sicher sehr anspruchsvoll damals, denn das riesige brasilianische Gebiet bestand Anfang der 50er Jahre noch mehrheitlich aus rauen, staubigen Straßen.
Ein Beispiel an Verlässlichkeit und Bravourstück zugleich, liefert die VW-Mannschaft zur Einweihung der neuen Landeshauptstadt Brasilia 1960; einer Stadt, die im Endeffekt aus der verödeten Savanne "Cerrado", auf dem verlassenen brasilianischen Zentralplateau in vier Jahren aus der Erde gestampft wurde. Man liegt nicht ganz verkehrt bei der Aussage, es sei praktisch „autofreie Zone“ gewesen.
Und um zu beweisen, dass man Brasilia, eine Stadt inmitten von Nichts, aus jeder Region und Ecke des Landes erreichen konnte, lässt Präsident Kubitschek eine sogenannte „Nationale Integrations-Karawane“ organisieren. Diese öffentlichkeitswirksame Maßnahme sollte die Meinung in der Bevölkerung festigen, dass die Ziele der Regierung, wie z.B. die Stärkung der Infrastruktur des brasilianischen „Hinterlandes“, erreicht wurden. Stellvertretend für die Planziele der Regierung stehen in jener PR-Aktion das Verkehrssystem, die Nationale Automobil-Industrie und die Erbauung Brasilias, gewissermaßen als Hebel für die Entwicklung Brasiliens.
Die „Nationale Integrations-Karawane“
Vier Wagen-Kolonnen fahren von Belém, Porto Alegre, Cuiabá und Rio de Janeiro Richtung Brasilia. Alle Autos dieser Kolonnen wurden im Land, in Brasilien gefertigt. Gerade Volkswagen wird vom Präsidenten auserwählt, die nördliche Trasse und somit die härteste Strecke zu fahren: 2.729 km von Belém, an der Region Amazonien, bis nach Brasilia. Geschummelt wurde nicht. Zwei Camping Kombis T2, die von Volkswagen Profis gefahren wurden, überwanden Schlammwege in den Wäldern, Gebirgszüge mit Steigungen von bis zu 45 Grad im strömenden Regen, der in der Gegend üblich ist.
Sie fahren durch Dörfer, die von einheimischen Stämmen bevölkert sind, die nur wenige Worte Portugiesisch sprechen, überqueren Flüsse am Äquator in provisorischen Holzflößen, die aus Holzplanken und Ölfässern bestanden. Am Ende sind es die Volkswagen, die als einzige Autos mit 2-Rad-Antrieb, diese schwierige „Motorcross-Strecke“ im brasilianischen Hinterland überwunden haben.
Ist der unverwüstliche VW anfänglich das Symbol für Stabilität, erobert er die Brasilianer später durch Technologie, Qualität und Innovation. VW do Brasil ist der erste Automobilhersteller des Konzerns, der über eine Forschung und Entwicklung und ein eigenes Design Center in Brasilien verfügt. Ab 1965 entwickeln diese Abteilungen sehr erfolgreich neue Produkte und Technologien, die perfekt auf den brasilianischen Kunden und seine Vorlieben abgestimmt sind.
GOL heißt dann auch der brasilianische Kleinwagen mit Heckklappe, der 1980 auf den Markt kommt und der das wichtigste je geschossene "Tor" des brasilianischen Unternehmens wird. In 27 aufeinanderfolgenden Jahren ist der GOL mit insgesamt mehr als 7.5 Millionen produzierten Stückzahlen, der meistverkaufte, erfolgreichste Wagen in der Geschichte der brasilianischen Automobilindustrie.'