LAV

Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst erstellt hast.

Was bedeutet die Vertretung von Mitgliedsinteressen?

06.07.2005: In Madrid wird die Studie der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) zu Direktinvestitionen in Lateinamerika aus Sicht europäischer Investoren vorgestellt. Deutschland steht weltweit an zweiter Stelle der Direktinvestoren hinter den USA und vor Spanien. Zu dem Ergebnis gelangt der LAV zur Transparenz für seine Mitglieder.

Die Aussage, eine Vertretung von Mitgliedsinteressen zu sein, bleibt so lange schwammig, bis ein konkretes Beispiel diese Aussage mit Leben erfüllt.

Eines dieser lebendigen Beispiele für genau diese Interessensvertretung, liefert die Beteiligung des LAV (damals IAV) an der europäischen Studie mit dem langen Namen „La percepción de los inversores euopeos de los riesgos macroeconómicos, regulatorios e institucionales en América Latina y el Caribe“ – auf deutsch „Direktinvestitionen in Lateinamerika aus Sicht europäischer Investoren“ – im Auftrag der IDB, stellvertretend für das Bundeswirtschaftsministerium und damit stellvertretend für Deutschland.

Der LAV hat sich in Kooperation mit seinen Mitgliedern an der Umfrage beteiligt, um zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen, regulatorischen und institutionellen Rahmenbedingungen in Lateinamerika beizutragen. Mit anderen Worten, der Verein vertritt intensiv die Belange seiner Mitgliedsunternehmen in multinationalen Institutionen und schafft Entscheidungsgrundlagen für sie. Das stärkt wiederum die Kompetenz des Vereins in der Beratung seiner Mitglieder wie auch die Kompetenz bei der effektiven Unterstützung des Auf- und Ausbaus der Geschäftstätigkeit in der Region.

„Die Interamerikanische Entwicklungsbank hat in 2004 das Bundeswirtschaftsministerium gefragt, wer in Deutschland für die Ausarbeitung der Studie in Frage käme“, so Peter Rösler, damals stellv. Geschäftsführer des LAV. Spätestens ab dem Jahr 2000 hat er nach eigenen Aussagen regelmäßig jedes Jahr längere Ausarbeitungen zum Stand der deutschen Direktinvestitionen in der Region veröffentlicht. Rösler erinnert sich weiter: „In den Ausarbeitungen haben wir hervorgehoben, welchen hohen Stellenwert Lateinamerika in dieser Hinsicht für die deutsche Wirtschaft hatte. Deswegen war dies Antwort damals klar“.

Für die Studie wurde ein Fragebogen entworfen, der an die größeren LAV-Mitgliedsunternehmen verschickt worden ist. „Das war alles sehr mühsam, weil Unternehmen verständlicherweise Details ihrer Investitionen nicht so gern offenlegen“, erzählt Peter Rösler. Jedoch haben sich fast alle großen Unternehmen beteiligt, was ihre Wertschätzung für die Arbeit des LAV unterstreicht. Unter den teilnehmenden Firmen waren ACE Schmersal, Andreas Stihl AG, BASF AG, Bayer AG, Beiersdorf AG, DaimlerChrysler AG, Degussa AG, Fraport AG, Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft AG, MAN Ferrostaal AG, Schering AG, Siemens AG, STEAG AG, Volkswagen AG und die Wintershall AG.

Letztendlich waren sich die Mitglieder über die Möglichkeit der Mitgestaltung zukünftiger Strategien bewusst. Denn die IDB übernimmt seit ihrer Gründung im Jahre 1959 eine führende Rolle als größter multilaterale Kreditgeber für Lateinamerika und die Karibik, und Deutschland ist an dem Kreditinstitut mit einem Stimmanteil von rund 1,9%*1 beteiligt.

Durch die Antworten in der Umfrage kombiniert mit weiteren offiziellen Berichten und dem Erfahrungsschatz, konnte der Verein eine umfassende Analyse der deutschen Position erstellen und die Meinung der deutschen Unternehmen spiegeln. Die Untersuchung ergab für viele überraschend, dass die deutschen Direktinvestitionen in Lateinamerika bedeutend größer waren, als die anderer europäischer Nationen und an zweiter Stelle hinter den US-Investitionen standen.

Allerdings kam das spanische Consultingunternehmen, das von der IDB mit der Zusammenfassung aller Ausarbeitungen aus Deutschland, Spanien, Frankreich, Großbritannien und Italien beauftragt wurde, aus unerklärlichen Gründen zu einem anderen Ergebnis: Deutschland belegte hinter Spanien den dritten Platz als Direktinvestor in Lateinamerika. Frei nach Winston Churchill: Traue keiner Statistik.

Immerhin hatte Peter Rösler die Gelegenheit, die starke Position und den Stellenwert der deutschen Direktinvestitionen während seines Vortrages zur Veröffentlichung der Studie am 06.07.2005 in Madrid zu belegen.

Yvonne Steiner, BRS Dortmund, 13.11.2016 

Quelle:
La percepción de los inversores euopeos de los riesgos macroeconómicos, regulatorios e institucionales en América Latina y el Caribe, IDB 2005:
Direktinvestitionen in Lateinamerika aus Sicht europäischer Investoren, Peter Rösler 2005
*1 Annual Report IDB 2015
Peter Rösler (re.), Lateinamerika-Tag 2005, damals Ibero-Amerika-Tag.
Quelle/Rechte: LAV Hamburg
Peter Rösler (re.), Lateinamerika-Tag 2005, damals Ibero-Amerika-Tag.
(3. v. li.) Dr. Jürgen Harnisch, Vorstandsvorsitzender des LAV von 2001-2006 und Vorsitzender des Vorstands der ThyssenKrupp Automotive AG, Bochum, (4. v. li.) Ehrengast des Gala-Diners 2005, Tabaré Vázquez, Präsident der Republik Östlich des Uruguay.
Quelle/Rechte: LAV Hamburg
(3. v. li.) Dr. Jürgen Harnisch, Vorstandsvorsitzender des LAV von 2001-2006 und Vorsitzender des Vorstands der ThyssenKrupp Automotive AG, Bochum, (4. v. li.) Ehrengast des Gala-Diners 2005, Tabaré Vázquez, Präsident der Republik Östlich des Uruguay

Harmonisierung tut not

Wie kommt es zu Unterschieden in der statistischen Beurteilung ausländischer Direktinvestitionen (FDI)?

Verlässliche Daten zu FDI zusammenzutragen, ist durch unzureichende Daten, Mangel an Transparenz, verschiedene Methoden der Datenerhebung und der -bewertung sehr kompliziert; und es gehört sehr viel Zeit und Erfahrung dazu, die verschiedenen Quellen zu vergleichen.

Eine Sisyphos-Arbeit, denn jedes Institut, sei es ECLAC/CEPAL, Bundesbank, AHK, UNCTAD*2 usw. zieht für die Berechnung der Direktinvestitionen unterschiedliche Daten heran. Allein die Offshore Finanzierung lässt Statistiken zu FDI unscharf werden. Ein Beispiel aus dem Jahr 2012:
Im Falle der USA sind 67% aller Investitionen in Lateinamerika und die Karibik Investitionen, die in die in Offshore-Finanzzentren getätigt werden; im Falle Canadas und Chinas 75% bzw. 92%. Unklar ist, ob diese Finanzströme weiter in direkte Investitionen geflossen sind und wenn, in welches Land.

Ebenso belegen die Niederlande immer wieder erste Positionen in der Statistik der Investitionen pro Land; nur die Wahrheit ist, dass nur wenige Investitionen niederländischen Ursprungs sind. Das Land ist ein Finanzzentrum mit günstigen Steuerbedingungen. Die „echten“ niederländischen Investoren beschränken sich auf einige wenige Firmen wie Royal Dutch Shell, Philips, Akzo Nobel etc. und sind vorrangig auf Brasilien konzentriert, da die Niederlande und Brasilien ein Abkommen zur Reduzierung der Doppelbesteuerung haben.

Quelle: Aus Foreign Direct Investment from and to Latin America – A Bi-directional Analysis von Peter Rösler; Copyright: © GIGA German Institute of Global and Area Studies, Hamburg, 2012