Kultur

Siempre Tango!
Und der non-verbale Dialog

Gesellschaftstanz und Musikgenre

Die Finnen behaupten, sie hätten den Tango erfunden, und drei Profi-Tangomusiker aus Buenos Aires fliegen nach Finnland, um das zu überprüfen. Sie kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. So kann man den finnischen Film „Mittsommernachtstango“ zusammenfassen.

Auf welchem wundersamen Weg, der Tango nach Finnland gekommen ist und zum Nationaltanz wurde, können wir nicht 100%-ig belegen, aber dass die pure Leidenschaft „Tango“ in Argentinien und Uruguay entstanden ist, lässt sich nachvollziehen. Es ist wohl eine europäisch-lateinamerikanische und afrikanische Vermählung – eine Mischung auf lateinamerikanischen Boden.

Die kubanische „Habanera“, die argentinisch-uruguayische Milonga und der Tango Andaluz  treffen das europäische, das von Immigranten „importierte“ Bandoneon ca. um 1870/1880. Und so wird der Musik, die bislang von Trios gespielt wird, das uns bekannte Lebensgefühl eingehaucht.

Der Tango, der „Abrazo“, die musikalische und erstmals getanzte und unerhörte Umarmung zwischen Mann und Frau, ist eigentlich die Passion der einfachen Bevölkerung, der Gauchos und der armen Einwanderer aus Europa, die zu der Zeit einen sozialen Schmelztiegel bildeten. Sie verkehrten in Bordellen, wo ebenso Tango getanzt wurde wie in Cafés oder auf der Straße, und nicht in feinen Salons. Der Tanz wirft alle strikten Regeln über Bord und die Tänzer lassen sich ein in den non-verbalen Dialog zweier Körper ohne starre Choreographie, lebendige Interaktion unter einer Führung sozusagen.

Aber diese „nicht standesgemäße“ Musik und der „halbseidene“ Tanz mit Körperkontakt lassen sich ab 1916 nicht mehr aufhalten. Als die Damen der besseren Gesellschaft vernahmen, dass die französische Aristokratie in Paris Tango tanzte, gilt es auch in Lateinamerika als salonfähig. Der Tango steigt als Gesellschaftstanz in die argentinische Oberschicht auf.

1916 wird als die Geburtsstunde des typischen Tango-Orchesters betrachtet, dem „Sexteto Típico“, als zu den zwei Geigen, einem Klavier, zwei Bandoneones auch ein Kontrabass integriert wird. Im selben Jahr komponiert der uruguayische Musiker Gerardo Matos Rodríguez den Tango aller Tangos: La Cumparsita. Und langsam löst die Neue Garde der Tango-Musik die Alte ab.

Der Tango erfährt noch diverse Veränderungen und hat seine goldene Zeit in den 30er Jahren u.a. durch die Verbreitung über die Radiosender. 1940 sehen wir das typische Sextett auf bis zu 30 Musikern zum typischen Orchester anwachsen.

Wie der große Musiker und Komponist Astor Piazzolla allerdings den Tango Nuevo in den 60er und 70er Jahren prägt und ihm neues Leben einhaucht, müssen wir der nächsten Erzählung überlassen.

Yvonne Steiner, BRS Dortmund   

Literaturhinweis:
Informationen zu Tango unter www.tango-argentinien.com und www.todotango.com
„Matices“ – Eine kurze Geschichte des Tango von Helena Rüegg  

Tango di Maria

People on Brighton Beach, Brooklyn, New York City ca. 1915;
Quelle: Flickr Commons project, 2011/George Grantham Bain Collection (Library of Congress).
People on Brighton Beach, Brooklyn, New York City ca. 1915
„Soñando ser como Carlos Gardel“ Träume wie Carlos Gardel zu sein;
Gardel, die Legende des Tango Gesangs.
Quelle: Rechte Maritè Toledo
„Soñando ser como Carlos Gardel“ Träume wie Carlos Gardel zu sein;  Gardel, die Legende des Tango Gesangs.

Tango Cap Polonio

Gespielt von Miklós Preiszner
Tango von Adolfo Rosquellas, der so begeistert von der Cap Polonio war, dass er dem Schiff einen Tango gewidmet hat.
Tango von Adolfo Rosquellas, der so begeistert von der Cap Polonio war, dass er dem Schiff einen Tango gewidmet hat.
Quellverweis: Rechte HSDG
Tango von Adolfo Rosquellas, der so begeistert von der Cap Polonio war, dass er dem Schiff einen Tango gewidmet hat.