Informationslogistik in den 80er Jahren
Ein Rückblick im Interview mit Peter Rösler
„Man kann es sich aus heutiger Sicht gar nicht mehr vorstellen, wie schwierig und mühsam es vor über 30 Jahren für den Lateinamerika Verein war, an aktuelle Nachrichten und fundierte Informationen aus der Region zu kommen“, erzählt Peter Rösler, der lange Jahre stellvertretender Geschäftsführer des Vereins in Hamburg war. „Wir mussten ja kontinuierlich unsere Berichte und Analysen machen und veraltete Informationen konnten wir da natürlich nicht gebrauchen. Es gab ja kein Internet damals, das den direkten Zugriff auf die Pressewelt Lateinamerikas erlaubt hätte.“
Mit aktuellen Nachrichten aus der Finanzwelt Lateinamerikas hilft zunächst das Mitgliedsunternehmen Deutsch-Südamerikanische Bank. Rösler fehlen aber noch detaillierte Informationen aus Wirtschaft und Politik. Eine Idee muss her.
Der Verein nimmt Kontakt zum langjährigen Mitglied Lufthansa auf. Gemeinsam entwickeln sie ein Konzept, das für viele Jahre die Informationsbeschaffung aus den beiden Schlüsselländern Lateinamerikas sicherstellt. Und das sieht so aus:
Täglich sammeln die engagierten Lufthansa-Mitarbeiter der Büros in São Paulo und in Mexico City Exemplare der wichtigen Wirtschaftszeitungen „Gazeta Mercantil“*1, Brasilien und „El Financiero“, Mexiko für den Verein. Danach schicken sie die rund 12 Zeitungen einmal in der Woche per Flugzeug an die Zentrale in Frankfurt, von wo es dann mit einem Inlandsflug nach Hamburg weitergeht. Diesen dicken Zeitungsstapel holt schließlich ein Mitarbeiter des LAV – damals Ibero-Amerika Verein – regelmäßig vom Lufthansabüro in Hamburg ab.
„Jede der Zeitungen konnte damals mal locker 100 Seiten umfassen, da musste man ganz schön sieben, um aus der Flut der Informationen das Wichtigste für die deutschen Mitgliedsunternehmen des Vereins herauszufiltern. Am Anfang kostete das viel Zeit. Später ging das aber mit entsprechender Routine viel schneller“, erinnert er sich schmunzelnd. Damals habe der Lateinamerika Verein ja auch noch an die 20 Mitarbeiter gehabt, viele davon seien Sekretärinnen und Bürohilfskräfte gewesen.
Einmal auf der Schreibmaschine geschrieben, werden die Informationen auf eine Matrize übertragen und durch einen sogenannten Umdrucker per Kurbeldrehung vervielfältigt. Einen Kopierer besitzt das Büro erst später. „Nachdem die Mitteilungen an die Mitglieder eingetütet worden sind, wurden sie per Post verschickt. Eine richtige Handarbeit sozusagen, und die Arbeit für die nächsten Analysen lag schon auf dem Tisch“, sagt Rösler und lacht.